SCHIENE regional - Bahnthemen Südwest

Elektrische Traktion auf der Schwarzwaldbahn (Teil 9)

Teil 1: 139 wird Schwarzwaldbahnlok | Teil 2: Die "Trabis" kommen! | Teil 3: BR 111 und der Interregio
Teil 4: Späte Blüte der 110 | Teil 5: Regionalzüge der letzten Einsatzjahre (1) | Teil 6: Regionalzüge (2)
Teil 7: Drehstrom auf dem Vormarsch | Teil 8: Die neue Schwarzwaldbahn-Lok 146.2 | Teil 9: Ahnen
Zusammenfassung des Einsatzes der Baureihe 110 auf der Schwarzwaldbahn von 1978 bis 2006

Ahnen der modernen E-Traktion

Als die Schwarzwaldbahn endlich vom Oberrhein bis zum Bodensee elektrisch befahrbar war, konnten noch wenige Monate lang die Lok der Baureihe E 44 des Bw Freiburg im Rheintal, im Höllental und im Wiesental im Betriebseinsatz beobachtet werden. Aus drei, zwischen dem 26. August 1930 und Ende März 1931 zur Erprobung an die Deutsche Reichsbahn über- gebenen Prototypen, wurde die Siemens-Lok E 44 001 (SSW Berlin) als Grundlage für die Serienlok ausgewählt. Die BR E 44, in Eigeninitiative der Industrie entwickelt, kann als Mutter aller modernen Elektrolokomotiven angesehen werden. Konstruktive Merkmale dieser Baureihe, ein durchgehender Brückenrahmen und je zwei einzeln (mit Tatzlagermotoren) angetriebe Achsen in jedem der beiden Drehgestelle, sind vom Prinzip her auch in der BR 146 und all ihren modernen Schwestern zu finden. Die aus dem Prototyp von Maffei-Schwartzkopff entwickelte E 44.5 kommt, da die Vorbauten fehlen, von ihrem Erschei- nungsbild den Einheitslok der Nachkriegszeit und den aktuellen Konstruktionen noch näher.

E44 1170 auf der Schwarzwaldbahn bei Gutach
Die BR E44 war ein seltener Gast auf der Schwarzwaldbahn: E 44 1170 bei Gutach

 
Sept. 1993: E44 002 im Kinzigtal bei Gengenbach Hier einige Stichworte zur E 44 im Südschwarzwald:                 Am 5.5.1955 kamen die ersten beiden Triebfahrzeuge der Baureihe E 44 zum Bundesbahn-Betriebswerk Freiburg. Am 8. April 1956 kam die damals knapp 10 Jahre alte E 44 170w (w für elektrische Widerstandsbremse) zum BW Freiburg. Sie ist im Foto oben zu sehen. Der Bestand an Loks dieser Baureihe wuchs rasch auf 23 Exemplare, unter ihnen 16 Loks, die aufgrund ihrer zusätzlichen Widerstandsbremse auf der Steilstrecke im Höllental (Steigung 55 ‰) und auf der Dreiseenbahn ein- gesetzt werden konnten. Darunter befand sich auch E44 170w. Am 1. Januar 1965 wurden alle Loks mit Zusatzbremse in BR E 44.11 umbenannt, womit sich die Loknummer in E 44 1170 änderte. Ab 1968 wurde das Computer-Nummernsystem eingeführt, und das bescherte unserer Maschine wieder ein neues Lokschild: 145 170-7.

 
Im September 1993 fährt E 44 002 über die Schwarz-
waldbahn, hier unter der Jakobs-Kapelle in Gengenbach.
 

Eingesetzt wurden die Triebfahrzeuge der BR E 44 neben der Höllental- und Dreiseenbahn auch auf der Rheintalbahn und auf der Wiesental- und Wehratalbahn (Basel Bad Bf - Zell i. W. und Schopfheim - Säckingen).
Am Nachmittag des 27. Mai 1979 stand 145 170 vor einem Zug in der Abstellanlage des Bahnhofs Seebrugg und wurde mit Girlanden geschmückt. An der Frontseite hing ein großes Plakat mit der Aufschrift "Letzte Fahrt Baureihe 145". Das BSW-Kameradschaftswerk des Betriebswerks Freiburg nahm sich aber der Lok in ehrenamtlicher Arbeit an. Sie wurde äusserlich aufgearbeitet und gepflegt, technisch konnte sie bis 1996 in betriebsfähigem Zustand gehalten und auch für Sonderfahrten eingesetzt werden. Es sollen hier durchaus einmal die Namen der engagierten Retter der Lok genannt werden: Wiegand, Nitsch, Zinner, Siehl, Klitsch, Greulich, Jaeger und Ammann. Nach dem Umbau des Freiburger Betriebshofs 1999 gab es keinen geschützten Abstellplatz mehr für die Lok. Diesen konnte ab 2002 das Eisenbahnmuseum Siegen zur Verfügung stellen.

E 44 1170 - grün in grün auf der Schwarzwaldbahn

E 44 1170 - grün in grün auf der Schwarzwaldbahn - 80 Jahre + 2 Tage nach Übergabe von E 44 001!

IG 3Seenbahn e.V. hat es tatsächlich geschafft die alte Freiburgerin E 44 1170 im Sommer 2010 wieder in die Heimat zu holen. Die ausgesprochen fleißigen und erfolgreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter des jungen Vereins haben nicht nur hervorragende Sonderfahrten auf die Strecken im Höllental, der Dreiseenbahn und darüber hinaus durchgeführt, sondern werden sich auch mit dem Aufbau einer Sammlung historischer Fahr- zeuge hohe Anerkennung verdienen.

Manchmal sind die Geschichten schon etwas verworren: Was hat der DB-Museumsstandort Neumünster (Schleswig-Holstein), der aufgelöst wurde, mit der Dreiseenbahn zu tun? Die dort eingestellte Dampflok 82 008-4 kam über das Museums-Bahnbetriebswerk Bochum-Dahl- hausen in das Südwestfälische Eisenbahnmuseum Siegen. Im Schlepp hatte 82 008 mehrere alte Güterwagen, die für die IG Dreiseenbahn im Hochschwarzwald bestimmt waren. Am 22. Juli wurden die stark renovierungsbedürftigen Güterwagen zusammen mit der Altbau-Elektrolok E 44 1170 von einer Diesellok der Mittel-Weser-Bahn (MWB) nach Ettlingen zu den Ulmer Eisenbahnfreunden (UEF) überführt.

Das markante Profil der E 44 1170

Das markante Profil der E 44 1170. Auf der Überführungsfahrt von Ettlingen nach Seebrugg steht die Lok einige Stunden in Hausach an der Schwarzwaldbahn.

Am 25. Juli 2010 schloss sich der Kreis. E 44 1170 wurde anlässlich einer Sonderfahrt des UEF-Museumszugs, geführt von Dampflok 50 2740, über Offenburg, Hausach (hier wurden die maroden Güterwagen aus Bochum-Dahlhausen abgestellt), weiter über die Schwarzwaldbahn bis Donaueschingen, auf der hinteren Höllentalbahn bis Titisee und weiter auf der Dreiseenbahn nach Seebrugg geschleppt. Am 28. August, nachdem sie während er Sommerferien-Sonderfahrten in Seebrugg ausgestellt war, wurde sie zur Hinterstellung, wieder über die Schwarzwaldbahn und Offenburg, nach Freiburg überführt. Die Güterwagen aus Hausach wurden dabei wieder "eingesammelt". Eine Aufarbeitung zur Betriebsfähigkeit ist vorgesehen. Dann könnte das charakteristische Knurren der Lok beim Anfahren wieder wahrgenommen werden.

Dampflok 50 2740 (kein Schreibfehler) auf der Schwarzwaldbahn - was hat das mit dem Thema elektrische Traktion zu tun? In wenigen Jahren werden Nostalgiefahrten mit 110 + Silberlingen die Fans mobilisieren.
 
 

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