SCHIENE regional - Bahnthemen Südwest

Elektrische Traktion auf der Schwarzwaldbahn (Teil 7)

Teil 1: 139 wird Schwarzwaldbahnlok | Teil 2: Die "Trabis" kommen! | Teil 3: BR 111 und der Interregio
Teil 4: Späte Blüte der 110 | Teil 5: Regionalzüge der letzten Einsatzjahre (1) | Teil 6: Regionalzüge (2)
Teil 7: Drehstrom auf dem Vormarsch | Teil 8: Die neue Schwarzwaldbahn-Lok 146.2 | Teil 9: Ahnen
Zusammenfassung des Einsatzes der Baureihe 110 auf der Schwarzwaldbahn von 1978 bis 2006

Drehstrom auf dem Vormarsch

Intercity "Bodensee" bei Gengenbach Im Mai 2003 erkennt man an der Zugbildung des IC 2370 Konstanz - Stralsund, hier am 24.05.2003 bei Gengenbach auf dem Kinzigdamm nach Norden fahrend, dessen Herkunft. Wenige Monate zuvor hieß
er noch IR 2370 und hatte auch noch keine weißen Wagen mit rotem Strich...

120 101-1 vor IC 2004 auf der Schwarzwaldbahn Die Baureihe 120, eine moderne Drehstromlok, wurde in den 70er-Jahren entwickelt und ab 1987 in Serie gefertigt. Foto: 120 101-1 führt am 12.03.2005 IC 2004 nach Dortmund - und hat die Baureihennummer ihrer Tochter 101 als Seriennummer.

Moderne Drehstrom-Lokomotiven kom- men seit 1995 regelmäßig auf die Schwarzwaldbahn. Schon zuvor waren allerdings einzelne InterRegio-Leistungen der BR 111 auf Lok der Baureihe 120 übergegangen. Die Baureihen 111 und 120 werden dann aber ab 1997 sehr schnell von den fabrikneuen Lok der BR 101 abgelöst, die den IR und später den IC-Verkehr vollständig übernehmen. Die beiden verbliebenen IR-Zugpaare werden mit dem Fahrplanwechsel am 15.12.2002 in IC umbenannt. Mit Steuerwagen in Richtung Konstanz führend, werden sie (ein Zugpaar davon entfällt ab 12.12.2005) von der BR 101 problemlos über den Berg geschoben. Auch die Wochenend-IC von Norddeich-Mole / Emden / Dortmund an den Bodensee werden von der BR 101 und ersatzweise auch von 120 gezogen. Mit Ausnahme des Wagens der ersten Klasse besteht übrigens die Ausrüstung dieser Züge komplett aus umlackierten IR-Wagen (einschl. Bistro).

Die Mutter aller modernen Drehstromlokomotiven, die Baureihe 120, lässt sich also nicht vollständig verdrängen. Neben den oben beschriebenen Einsätzen vor den Wochenend-IC "Loreley" übernimmt sie 2002 einen Sommer lang auch Leistungen vor RE und IRE. Im Rahmen der Pünktlichkeitsoffensive sollen sie die "Fahrrad geschädigten" Züge mit ihren verlängerten Aufenthaltszeiten beschleunigen. Der Plan geht allerdings schief, da die "Schwarzwälder" (Lokführer aus Villingen) selbst mit der 143er bessere Fahrzeiten über ihre Hausstrecke fahren, als die "Karlsruher" auf ihrer IC-Lok 120.

ungewöhnliche Regionalbahn im September 1997 bei Gengenbach Ihre ersten Fahrten auf der Schwarzwaldbahn absolviert die damals noch brandneue 101 019-8 vor einer ungewöhnlichen Ausrüstung der RB 15287 im September 1997. Der Nahverkehrszug dient der Personal- einweisung für die im Fernverkehr tätigen Tf. Der IC-Steuerwagen am Zugschluss gehört bereits wenige
Tage später zur Standardausstattung der InterRegio zwischen Konstanz und Hamburg.

Nach der BR 101 für den Fernverkehr erscheint die Baureihe 152 im Güterverkehr. Sie ersetzt schrittweise Leistungen der BR 150 und 151. Der tiefgreifende Wandel im Güterverkehr setzte aber erst mit dem Erscheinen der BR 185 ein, die im Laufe des Jahres 2004 so gut wie alle Güterleistungen an sich zieht. Bis Anfang 2006 können sich die Hagener Loks der BR 151 vor dem Container-Zug Hamm - Singen u.z. halten. In Doppeltraktion fahren sie in den frühen Morgenstunden das "Räumkommando" über die Schwarzwaldbahn - ein besonders beeindruckendes Schauspiel für Frühaufsteher, auch wenn die Zugauslastung während der Urlaubszeiten teilweise leider sehr gering ausfällt. Ausgerechnet im Herbst (2005) wird der Zug einfach bespannt mit 151, was zum Liegenbleiben des Zuges am Anfang der Rampenstrecke bei Gutach führt. Die unbeholfenen Anfahrversuche verursachen tiefe Einkerbungen in den Schienen. Das Gleis wird gesperrt und der Vorgang wiederholt sich am Folgetag, allerdings auf dem Gegengleis. Dieses Beispiel zeigt, dass Sparmaßnahmen von Schreibtischtätern teuer werden können.

Die Ölganzzüge stellen besondere Anforderungen an die Traktion. Regelmäßig verkehren Ölzüge von Karlsruhe nach Rammelwiesen bei Schwenningen und ins Treibstofflager Bettwiesen bei Zürich. Die Trassenengpässe auf dem noch zweigleisigen Abschnitt der Rheintalbahn zwischen Offenburg und Basel und am Hochrhein bringen seit dem 04.01.2005 wieder Züge des Kerosinverkehrs vom Tanklager Kehl-Kork nach Zürich auf die Schwarzwaldbahn. Der erste Zug (46333) mit 22 Kesselwagen und einer Anhängelast von 1780 t wird mit zwei Loks der BR 185 als Zug- und einer Lok BR 152 als Schiebelok bespannt. Die Folgezüge über die Mittelgebirgsstrecke verkehren seither nur noch mit einer Zug- und einer Schiebelok (beide 185, seltener 152, gelegentlich auch 151 und sogar 155), wobei die Schiebelok bis St. Georgen am Zug bleibt. Die werktäglichen Kesselwagenzüge von den Raffinerien in Karlsruhe zum Tanklager Schwenningen werden in Hausach geteilt (zweimal neun Kesselwagen) und von einer Lok 185 über die Bergstrecke geführt.

1780 t Kerosin für den Flughafen Zürich auf der Schwarzwaldbahn Das Foto kann nur einen sehr unvollkommenen Eindruck von der Bergfahrt des Kerosinzugs mit 1780 Tonnen Last an der Lok der BR 185 vermitteln. Die Schiebelok, ebenfalls BR 185, schiebt in über 400m Abstand die 21 Kesselwagen nach und hat gleichzeitig noch 8 Höhenmeter (drei Stockwerke) Rückstand gegenüber der Zuglok.
 
Foto am 4. August 2005 beim Tannenwald-Tunnel
 
 
 
 
 
 

Weitaus mehr Leerkesselzüge als beladene werden über die Schwarzwaldbahn geführt. Auf der Fahrt zu den Beladestellen (u. a. Kehl-Kork, Knielingen, Flörsheim, Amsterdam) werden keine Schiebeloks benötigt, aber die Gäu- und Rheintalbahn entlastet. Gerade von der Gäubahn kommen auch immer wieder Umleiter-Züge auf die Schwarzwaldbahn. Zwei Güterzüge verkehren allerdings schon seit Jahrzehnten regelmäßig auf der Bergstrecke zwischen Hausach und Villingen. Die "Übergabe" morgens von Offenburg nach Villingen und nachmittags zurück, sowie die wöchentlichen, bei Bedarf auch mehrmals fahrenden Uhl-Kieszüge von Friesenheim nach Villingen. Beide wurden selbstverständlich von der BR 139, beim schweren Kieszug auch in Doppeltraktion, geführt. Selbst die BR 143 wurde vor diesen Güterzügen eingesetzt. Der "DR-Container" BR 155 ist derzeit immer wieder einmal im Zug- und Schiebedienst zu sehen, die Standardbespannung wird aber von der BR 185 gestellt, wobei die BR 151 seit dem Planwechsel im Dezember 2005 wieder regelmäßig vor dem "Gemischtwarenladen" FTZ 55901 / 55902 eingesetzt wird.

Selbstverständlich kommt auch die "Allerweltslok" BR 140 ab und zu auf die Schwarz- waldbahn. In wenigen Jahren wird es schwierig sein, Fotos von der 140 im Schwarzwald zu finden. Auffälliger waren da schon die Einsätze des deutschen Krokodils, der BR 194. In den ersten Jahren nach der Elektrifizierung fährt sie häufig vor schweren Zügen über den Berg.

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